Installation_2: „DAR-CHO“
Größe: ca. 200 x 200 x 320 cm
Beim Anblick des Gewölbehimmels im oberen Turmzimmer des Modemuseums Schloss Meyenburg musste ich unweigerlich an etwas denken, was sich leicht im Raum bewegt und ihn in Schwingung versetzt. Plötzlich hatte ich tibetische Gebetsfahnen vor Augen.
Diese sollen – bedruckt mit Gebeten und Mantras – nach tibetischem Glauben durch die Energie und die Schwingungen des Windes die Umwelt harmonisieren und zunehmend Liebe und Glück unter den Lebewesen verbreiten. Der tibetische Name für „Gebetsfahne“ ist „DAR-CHO“. „DAR“ bedeutet so viel wie Leben, Glück, Gesundheit und Wohlstand. „CHO“ steht für alle fühlenden Lebewesen.
Die synergetischen Kräfte aus Raumsituation und Fahnensymbolik tragen die Konzeption dieser Installation.
Die zarten, gotisch anmutenden Ziegelsteinrippen mit ihrem eleganten Schwung bewirken eine optische Höhung des Raumes. Die 3 großen Fenster erfüllen den Raum mit Licht und Leichtigkeit und bieten einen weiten Blick in die Parklandschaft.
Ein von mir konstruiertes 8-armiges, abgewinkeltes Metallgestells, hängt freischwebend und drehbar an einem Harken im Schlussstein des Gewölbehimmels. Die 8 Seidenfahnen in unterschiedlicher Länge und Breite von bis zu 220 x 70 cm sind daran befestigt worden. Ein Luftzug genügt, um sie in Schwingung zu versetzen. Mit Hilfe von zwei zusätzlich angebrachten Metallketten kann die Installation karussellartig gedreht werden und sich raumfüllend ausbreiten, so dass Turmarchitektur und Installation eins werden.
In meinen Kompositionen versuche ich Farb- und Materialharmonie zu erreichen, gepaart mit einer großen Portion Detailverliebtheit. Wichtigstes Gestaltungselement bei den Fahnen sind getragene Seidenkrawatten, deren Mustervielfalt mich immer wieder fasziniert. Alle Fahnen sind beidseitig gestaltet, so dass auch hier Innen und Außen miteinander verschmelzen.
Da es mein Anliegen ist, ressourcenschonend, nachhaltig und Material wertschätzenden zu arbeiten, - ganz im Sinne von Green Culture - sammele ich seit Jahren u. a. Krawatten. Ich trenne sie akribisch auseinander, wasche und bügele sie, bevor ich sie auf stofflichen Untergründen komponiere, feststecke, appliziere, bügele und diese Arbeitsschritte meditativ immer und immer wiederhole, bis das Ergebnis meinen Ansprüchen an ein ReDesign-Objekt entspricht.
annhoff
Potsdam, im Februar 2024